Es hilft alles nichts, im Frühjahr wachsen die Kinder aus den Sachen heraus. Diesem natürlichen Phänomen können wir nicht entgegenstellen.
Also, wir fahren in die Innenstadt von Rostock. Die Parkplätze am Bussebart sind ziemlich leer. Rostocks Haupteinkaufstraße, die Kröpeliner Straße, ist zwar gut besucht, wir haben es schon mal voller erlebt.
Vor unserer Fahrt in die City haben wir uns die Luca-App heruntergeladen, über die in der Presse und anderen Medien berichtet wurde.
Gleich bei Charme & Anmut kommt diese Anwendung zum Einsatz. Der sogenannte Selbst Check-In funktioniert reibungslos, ein Gekritzel auf Formularen bleibt uns erspart.
Mittlerweile ist die Herrengarderobe im Keller zu finden. Die sonst schon nüchternen Räumlichkeiten sind heute noch kahler. Das Angebot ist überschaubar wie in einem Centrum Warenhaus zu DDR – Zeiten. Beim Management scheint die Erkenntnis gereift zu sein, dass das Einkaufserlebnis in der dritten Pandemiewelle nur von kurzer Dauer ist. Angeboten werden Reste der Winterkollektion, zeitlose Jeansmode aber keine Sommermode. Kurze Hosen für meinen Sohn: Fehlanzeige. Da muss wohl die scharfe Schere ran.
Wir verlassen dieses Geschäft. Bei der App muss man sich selber darum kümmern, dass man das Geschäft als verlassen kennzeichnet. Sonst gerät das zu einer Art Dauer-Shopping.
Auch der Kaufhof verfügt über den Zugang mit Luca. Alternativ ist die Buchung eines Einkaufstermins über ein Onlineformular möglich.
Bei Hannes und Moritz ist die Zeit stehen geblieben. Ein junger Mann (?) mit graulackierten Fingernägeln empfängt uns. Bei ihm müssen wir ein Papierformular ausfüllen. Zur Kontrolle der Anzahl der Einkaufspersonen muss sich hier jeder Mensch einen Bügel mit Klausicherung mitnehmen. Einige vergessen den Bügel vor dem Ausgang abzugeben. Damit wird jedenfalls die Funktionalität der Diebstahlsicherung effektiv getestet.
Diese Modehauskette bietet auf ihrer Webseite im Übrigen nicht nur für Anziehsachen für Frauen und Männer an, sondern auch für Diverse. Das es für Männer und Frauen spezielle Schnittmuster und Größen gibt, ist mir verständlich. Das aber Diverse spezielle Bedürfnisse haben ist mir neu.
Am Nachmittag besuchen wir die Ausstellungen der Kunsthalle. Auch hier wird mit Luca gearbeitet.
Die App erscheint mir einen relativ einfachen und unproblematischen Zu- und Abgang aus einer Lokalität zu ermöglichen. Man ist relativ anonym unterwegs. Zeitraubendes und ineffektives Ausfüllen von Formularen entfällt. Die Zettelwirtschaft muss vom Ladenbesitzer nicht auch noch betrieben werden. Auch die Möglichkeit sich einen QR-Code für die Nutzung ohne Smartphone ausgeben zu lassen, erscheint mir sinnvoll. Vermutlich gäbe es auch wieder irgendwelche Identitätsverschleierungsmöglichkeiten. Hier sollte die Kirche im Dorfe belassen werden. Die Lucarei ist wesentlich simpler und einfacher zu bedienen, als alle anderen Kontaktverfolgungsmodelle. Auch der Datenschutz ist hier eher gegeben, als bei der Offenlegung der Papier-Kontaktformulare.